Kurzgeschichten

Geburtstag

„Happy Birthday, to you!“, singen die kleinen drei Krabben fröhlich und klappern mit ihren Scheren im Takt. „Happy Birthday, to you …“

„Ist ja gut. Hört auf!“, unterbricht Großvater Gustav Krabbe seine Enkel. „Ihr wisst doch, dass ich meinen Geburtstag nicht mag!“ Grummelig schiebt er die drei kleinen Krabben aus der Höhle. „Verschwindet jetzt und lasst mich alleine.“ „Aber Großvater, wir wollen doch heute mit dir feiern“, protestiert Lili Krabbe und versucht sich aus dem Griff der Scheren zu befreien. „Wir haben doch eine Überraschungsfeier für dich vorbereitet.“  „Menno, Lili!“, sagt ihr Bruder Bob genervt. „Jetzt hast du Großvater die Überraschung verraten.“ Lili schluckt. „Oh nein, das wollte ich nicht.“ Mit großen Augen blickt sie ihren Großvater an. „Tut mir leid, Opa!“

Unbeeindruckt schiebt Gustav Krabbe die drei kleinen Krabben in Richtung Ausgang. „Feiert ohne mich!“, sagt er mürrisch und rollt einen dicken Stein vor die Öffnung der Höhle. Enttäuscht blickt Lili ihre zwei Brüder an und seufzt: „An Geburtstagen sollte niemand alleine sein.“

„Großvater Gustav bleibt jetzt aber alleine in seiner Höhle“, sagt Ben sauer. „Er ist einfach eine schlecht gelaunte und griesgrämige alte Krabbe. Wenn er nicht mit seiner Familie feiern möchte, dann ist das eben so.“  Enttäuscht laufen die drei über die Felsen in Richtung Zuhause, als sie plötzlich ein lautes Rufen hören.  „Du Rotzlöffel! Lass mich sofort wieder runter!“ Gustav Krabbe klappert wie wild mit seinen Scheren. Er baumelt zwischen den Fingern eines rothaarigen Jungen in der Luft, während dieser fasziniert auf den kräftigen Panzer von Gustav klopft.  „Oh nein, der Junge hat Großvater gefangen!“, ruft Lili erschrocken. „Wir müssen ihm helfen.“ Blitzschnell laufen die drei kleinen Krabben auf den Jungen zu, um ihm in die Zehen zu kneifen. Doch der Junge bemerkt sie und beugt sich neugierig zu ihnen hinunter. „Euch drei nehme ich auch noch mit“, sagt er glücklich und greift nach seinem Kescher, der neben ihm auf einem der Felsen liegt. Lili, Ben und Bob sitzen wie erstarrt da. Großvater Gustav Krabbe nutzt den Moment, als der Junge nach dem Kescher greift und kneift ihm in die Nase. Erschrocken schreit der rothaarige Junge auf und lässt Gustav Krabbe los. Zum Glück fällt Gustav nicht so weit und rappelt sich gleich wieder auf. „Kommt!“, ruft er seinen drei Enkeln zu. „Lasst uns schnell abhauen. Los!“ Der Junge reibt seine rote schmerzende Nase. Hastig fliehen die vier gemeinsam über die Felsen bis sie vor dem sicheren Höhleneingang von Lili, Bob und Bens Zuhause stehen. Völlig aus der Puste und überglücklich blickt Gustav Krabbe seine Enkel an. „Ich danke euch. Ihr habt mir das Leben gerettet“, sagt er und lächelt heute zum ersten Mal. Lili strahlt. „Nun können wir doch noch alle zusammen deinen Geburtstag feiern“, sagt sie und umarmt ihren Großvater. 

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